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Besuch des Ethik-Leistungskurses beim Ulmer Tafelladen am 31.03.2023

Ethische Fragen und Hilfsbereitschaft stehen in einem engen Zusammenhang, denn oft sind es moralische und ethische Überlegungen, die unser Handeln beeinflussen, wenn wir anderen Menschen helfen möchten. Gerade in Situationen, in denen es im Leben um Notlagen geht, wird das Bewusstsein für ethische Fragen besonders stark sensibilisiert. Die Frage, welche ethischen Prinzipien bei der Hilfeleistung zu beachten sind, kann dabei herausfordernd sein.

Dass wir als Menschen der Aufgabe nachgehen sollen, Anderen zu helfen, wird uns von klein auf daheim, aber auch insbesondere in der Schule gelehrt, wo Hilfsbereitschaft für das Aufeinandertreffen verschiedener Menschen essenziell ist.

Im Rahmen des Ethik Leistungskurses der Jahrgangsstufe 1 besuchten wir deshalb am letzten Schultag vor den Osterferien – dem 31.03.2023 - die Tafel in Ulm.

Nachdem wir mit dem Zug von Blaubeuren nach Ulm gefahren waren, machten wir uns auf direktem Wege zur Tafel. Die Ulmer Tafel ist eine Einrichtung des Deutschen Roten Kreuzes Kreisverband Ulm e.V. mit Sitz in der Schaffnerstraße 17, 89073 Ulm, welche eine Kleideroase, ein Bürgerhaus und einen Tafelladen enthält.

Vor Ort angekommen empfing uns Frau Steinhauer, welche die Leiterin der Tafel im Kreis Ulm ist. Sie begleitete uns ins Bürgerhaus, darauf folgte ein Gespräch über die vielseitigen Aufgaben der Tafel.

Als erstes erläuterte sie uns die Funktion der Tafel im Allgemeinen und wer überhaupt im Tafelladen einkaufen darf. Sinn und Zweck des Tafelladens ist die Unterstützung finanziell nicht gut situierter Bürger*innen der Stadt Ulm. Das bedeutet also, dass nur Leute bei der Tafel einkaufen dürfen, die ein geringes Einkommen haben oder vom Bürgergeld leben. Des Weiteren muss man im Besitz einer sogenannten „Lobbycard“ sein, welche man erhält, wenn man das zuvor genannte Kriterium erfüllt. Dabei machte uns Frau Steinhauer klar, dass die Lobbycard eine Erleichterung für die Tafelläden ist, da die Überprüfung des Finanzstandes der Bedürftigen nicht die Aufgabe der Tafel sei.

Des Weiteren berichtete uns Frau Steinhauer von der Entwicklung der Tafel in Ulm, welche seit 25 Jahren existiert. Zunächst gab es das Angebot eines Übernachtungshauses in der Frauenstrasse, welches dann später auch warmes Essen am Abend anbot. Diese Lebensmittel wurden auf Nachfrage von den Supermärkten vor Ort zur Verfügung gestellt. Nach dem das Kochkonzept Fahrt aufgenommen hat, kam es zu der Idee eines Ladens, welches vergünstige Lebensmittel für Bedürftige anbot. Inspiriert von dem Tafelladen in Stuttgart, eröffnete man 1998 in der Keplerstraße das Ulmer Pendant dazu. Heute findet man die Tafel in der Schaffnerstraße Anschließend stellte sich bei uns die Frage, woher denn die Lebensmittel des Tafelladens kommen. Frau Steinhauer beantwortete die Frage folgendermaßen: Zum einen gibt es Spenden von Supermärkten oder Läden, welche bestimmte Lebensmittel wie Obst und Gemüse aufgrund der gesetzlichen Lage in Deutschland am nächsten Tag nicht mehr verkaufen dürfen. Sie betonte dabei insbesondere, dass die Tafel Lebensmittel rettet und dadurch Menschen helfen kann.


Zudem ist die Tafel auch auf weitere Spenden angewiesen, welche von allen Bürger*innen getätigt werden können.


Uns interessierte es ebenso, wie die Tafel von der Corona-Situation betroffen war. Dabei stellte sich heraus, dass diese nur 2 Wochen geschlossen hatte, aber dennoch organisatorisch umgedacht werden musste. Beispielsweise wurden bei Beenden eines Tafelbesuches Termine verteilt, zu welchen die Menschen das nächste Mal einkaufen durften. Überraschend für uns war es jedoch, dass die Anzahl der in dem Taffelladen einkaufenden Menschen nach Corona nicht stieg. Frau Steinhauer vermutet, dass viele Menschen sich nicht trauen zur Tafel zu gehen, da sie sich selbst dann einen „geringeren Wert“ zuschreiben. Sie ist aber eher der Meinung, dass die Möglichkeit der Tafel eine Hilfe für finanziell schwächere Menschen darstellt. Dennoch erwähnte sie, dass man keinen Menschen zwingen kann zur Tafel zu gehen, da dies letztendlich trotzdem eine Entscheidung ist, die jeder individuell treffen sollte.

Nach diesem eindrücklichen Gespräch mit Frau Steinhauer führte uns diese in den Tafelladen, wo wir von Raza Dzanic – der Tafelladen- Leiterin - empfangen wurden. Der Aufbau des Ladens lief dabei auf Hochtouren. Wir waren insbesondere fasziniert von den nun randvoll aufgefüllten Regalen voller Lebensmittel, die wie uns Raza Dzanic erläuterte, morgens vor der Öffnung des Ladens immer abgeholt werden. Die Atmosphäre, die uns dementsprechend entgegenschlug war durchaus lebhaft sowie sehr herzlich, was man auch am Umgang zwischen den zumeist ehrenamtlichen Mitarbeitern beobachten konnte, die stets freundlich und rücksichtsvoll miteinander umgingen und den Laden gemeinsam herrichteten. Auch Frau Dzanic betonte, dass ihre Mitarbeiter ihr sehr am Herz liegen und sie darauf bedacht sei immer Rücksicht auf alle zu nehmen, was sich auch an ihren flexiblen Arbeitszeiten bemerkbar macht, die sie nach ihren Mitarbeitern und ihren Bedürfnissen festlegt.


Sie merkte außerdem stets an, dass man in ihrem Beruf nicht bloß Lebensmittel an Kunden verkauft, sondern für sie da ist und ihnen so gut wie nur möglich Hilfestellung leistet. Sie berichtete mit Engagement darüber wie gerne sie ihren Kunden zuhört um ihnen das Gefühl der Zugewandtheit zu vermitteln.
Ihr Job liegt ihr am Herzen und ihr ist bewusst wie wichtig ihre Arbeit ist, für sie selbst sowie für die Kunden, die ihre Hilfe benötigen und in ihren Laden kommen um diese von ihr und ihren Mitarbeitern zu erhalten.

In beiden Gesprächen fiel uns insbesondere auf, mit wie viel Herzblut die Menschen bei der Sache sind, um Anderen zu helfen. Beide unserer Gesprächspartnerinnen stellten klar, dass jeder helfen kann. Man kann einerseits durch Spenden helfen. Es ist egal was: Möglich ist alles von Lebensmittelspenden bis über zu Klaidung oder Hygiene-Artikeln. Desweiteren kann man sich ehrenamtlich beteiligen.

Dafür sollte man zwei Kriterien erfüllen: Man sollte gegenüber jedem Menschen neutral sein und jeden menschlich behandeln. Wenn man diese Kriterien erfüllt, spricht dem Ehrenamt nichts entgegen. Auch für Menschen, die weniger Zeit mitbringen, stellt die Tafel individuelle und flexible ehrenamtliche Stunden bereit. Somit kann jeder helfen! Zusammenfassend können wir sagen, dass es auf jeden Fall ein lehrreicher Tag im Ulmer Tafelladen war, welcher emotionale, aber auch zugleich motivierende und inspirierende Momente beinhaltete. Wir bedanken uns sehr herzlich bei Frau Steinhauer, Frau Dzanic und allen Mitarbeiter*innen für diesen wertvollen Einblick hinter die Kulissen des Tafelladens.

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